Berichte der Vogelwarte Hiddensee
Jahresberichte Integriertes Monitoring Singvögel (IMS)
- Bericht 11 (2005/2006)
- Bericht 12 (2007)
- Bericht 13 (2008)
- Bericht 14 (2009)
- Bericht 15 (2010)
- Bericht 16 (2011)
- Bericht 17 (2012)
- Bericht 18 (2013)
- Bericht 19 (2014)
- Bericht 20 (2015)
- Bericht 21 (2016)
- Bericht 22 (2017)
- Bericht 23 (2018)
- Bericht 24 (2019)
- Bericht 25 (2020)
- Bericht 26 (2021)
- Bericht 27 (2022)
- Bericht 28 (2023)
Publikationen
- Liste der Publikationen unter Verwendung von Hiddensee-Beringungsergebnissen der Jahre 2009 und 2010
Vorträge
- Demografie Greifvoegel (PDF, ca. 1,7 MB)
- Die wissenschaftliche Vogelberingung in den ostdeutschen Bundesländern – Aufgaben, Organisation, Arbeitsergebnisse (PDF, ca. 5,7 MB)
Bemerkenswerte Rückmeldungen
Wanderung
Zahlreiche Ringfunde belegen, dass die ostdeutschen Brutvögel der Art zumeist direkt südwärts abziehen, um über Italien die afrikanischen Winterquartiere erreichen. Ein Teil der Population, die Südostzieher, ziehen aber auch über den Balkan und überfliegen das Mittelmeer etwa auf der geografischen Länge der Insel Kreta. Der hier zitierte Ringvogel, der von Rüdiger Reitz innerhalb des IMS (Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen) als männlicher Brutvogel bei Nechern, Krs. Bautzen, Sachsen, beringt wurde, fing sich am 18.4.2007 im Netz eines türkischen Beringers in der Gegend von Antalya, also fast 1.000 km weiter östlich. Es handelt sich dabei um den bei weitem östlichsten Fund eines Drosselrohrsängers im Hiddensee-Ringfundarchiv, welches für die Art gegenwärtig immerhin knapp 90 Fernfunde (>100km) enthält.
Die nährstoff- und daher fischreiche südwestliche Ostsee bleibt ein beliebtes Ziel von fischfressenden Vögeln aus aller Herren Länder. Besonders augenscheinlich ist das beim Kormoran in Mecklenburg-Vorpommern, dessen Sommer- und Herbstbestand neben ca. 13.000 Brutpaaren in diesem Bundesland auch noch mehrere zehntausend Rastvögel, größtenteils wohl subadulte Nichtbrüter, umfasst. Ringfunde zeigten schon früher, dass sich die letztgenannte Gruppe aus Vögeln ganz unterschiedlicher geografischer Herkunft zusammensetzt (Köppen 2007). In der Schweiz ist der Kormoran zwar erst seit 2001 Brutvogel, die dort geborenen Vögel haben aber bereits eine Zugtradition gen Norden entwickelt. Der hier genannte Ringvogel wurde im Juni 2008 in Fanel / Neuchatel (CH) geboren und im Juli 2010 als Nichtbrüter im Jugendkleid auf der Insel Walfisch, Hansestadt Wismar (Mecklenburg-Vorpommern), 833 km NNE vom Geburtsort anhand seines Ringes identifiziert. Der Kormoran mit finnischem Ring war ebenfalls ein jugendlicher Sommergast, als er im August 2009 bei Glewitz, Rügen(Mecklenburg.-Vorpommern) in einer Aalreuse ertrank. Er wurde im Juni 2008 bei Kustavi in Südwest-Finnland beringt, einem Gebiet, in dem sich die Brutbestände der Art von 2006 bis 2009 fast verdreifacht haben! Aufgrund des speziellen Zugverhaltens der noch nicht reproduzierenden Jungvögel sind die spätsommerlichen Rastbestände des Kormorans im nahrungsreichen Mecklenburg-Vorpommern ein Spiegelbild der Bestandsdynamik der Art in (fast) ganz Europa.
- 4.9.1998, diesjährig, volles Jugendkleid, Numburg, Kyffhäuserkreis, 51°25’N 10°59’E, W.Ufer
- 14.11.1998, frischtot, absichtlich gefangen und getötet, Kivunda, Luozi, Zaire,
04°33’S 14°14’E, nach 71 Tagen 6231 km S vom BO.
Trotz insgesamt zahlreicher Beringungen und in jüngerer Zeit im Rahmen des EURING-Projekts Rauchschwalbe wieder intensivierter Beringungsarbeit ist dies erst der zweite Nachweis einer Hiddensee-Rauchschwalbe südlich des Äquators.
Die europaweit größte Binnenlandpopulation des Sandregenpfeifers dürfte jene am Mittellauf der Weichsel im südwestlichen Polen sein. Das diesem Gebiet geografisch am nächsten gelegene Sandregenpfeifer-Winterquartier befindet sich in der südlichen Adria bzw. im zentralen Mittelmeerraum (Bauer et al. 2005). Der hier angeführte Ringvogel, der im Juni 2011 an der Weichsel brütete (gefangen und kontrolliert durch einen Beringer), bevorzugt offenbar ein westeuropäisches Winterquartier. Der Weg dorthin führt ihn entlang der Ostseeküste, wo er Ende Juli 2004 auf der Insel Langenwerder in der Wismarbucht / Mecklenburg-Vorpommern als adulter Durchzügler beringt wurde (Prof. U. Brenning). Aufschluss über das Ziel seines Wegzugs erbrachte schließlich ein Kontrollfang durch einen Beringer am 23.1.2011 in Wales im Südwesten Großbritanniens.
Dem „Kompendium der Vögel Mitteleuropas“ (Bauer et al. 2005) zufolge überwintern „östliche“ Brutvögel des Schilfrohrsängers in Ostafrika, aber auch weiter westlich auf dem afrikanischen Kontinent. Die Rückmeldungen der beiden hier angeführten Ringvögel belegen, dass auch Angehörige der selben geografischen Population in „Mitteldeutschland“ sehr unterschiedliche Zugwege einschlagen können, die (sehr wahrscheinlich) in unterschiedliche Winterquartiere führen. ZD…69087 wurde am 18. August 2010 als diesjähriger Vogel in Frose, Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) (Uwe Nielitz), beringt und acht Tage später in Dinnyes, Ungarn, 730 km SE vom Beringungsort von einem Beringer kontrolliert. Es handelt sich also mit Sicherheit um einen Südostzieher mit wahrscheinlichem Überwinterungsgebiet in Ostafrika. Der am 7.Juli 2010 in Prietzen, Krs. Havelland (Brandenburg) (120 km nordöstlich von Frose) als vorjährig beringte Schilfrohrsänger ZD…69087 (Heino Kasper) wurde dagegen im Februar 2011 in Mayo Dembe, Mali, von einem Beringer gefangen kontrolliert. Unter den 25 derzeit vorliegenden Fernfunden > 700 km von Hiddensee-beringten Schilfrohrsängern wurden allein sieben aus dem Richtungssektor ESE bis SSE gemeldet. Unter „östlichen“ Brutvögeln sind demnach auch schon einige von jenen zu verstehen, die im östlichen Mitteleuropa beheimatet sind.
Der Ausbruch der „Vogelgrippe“, d.h. der aviären Influenza vom hochpathogenen Typ H5N1, in der ersten Julihälfte 2007 am Helmestausee Berga-Kelbra (Thüringen/Sachsen-Anhalt) erregte auch wegen der dort zahlreich verendeten Schwarzhalstaucher weithin Aufsehen. Unter den 292 am Stausee eingesammelten und untersuchten Schwarzhalstauchern fanden sich fünf Vögel mit spanischem Ring! Darunter der oben genannte, der am 21.09.2005 als diesjähriger Vogel in den Marismas del Odiel, Provinz Huelva, beringt worden war. Die Distanz zwischen beiden Orten beträgt 2.115 km.
Auch die anderen vier Schwarzhalstaucher mit spanischem Ring waren zwischen Mitte August und Ende September der vorangegangenen Jahre in den Marismas del Odiel, die ganz im Südwesten Spaniens liegen, beringt worden. Zusammen mit weiteren Ringfunden aus den Vorjahren ist damit bereits für sieben in Ostdeutschland zur Brutzeit bzw. im Spätsommer angetroffene Schwarzhalstaucher eine Abwanderung nach Südspanien unzweifelhaft belegt. Dass mindestens einer dieser Vögel, ein Altvogel, bereits Ende August, also zur Zeit der Schwingenmauser, dort beringt wurde, mag andeuten, dass ostdeutsche Brutvögel einen regulären Mauserzug ins Mittelmeergebiet und auch nach Südspanien durchführen. Allerdings ist unklar, ob die in der ersten Julihälfte 2007 am Helmestausee verendeten Schwarzhalstaucher zur dortigen Brutpopulation (2006: 87 BP) gehörten oder ob sie dieses Gewässer als Rastvögel bzw. Mausergäste nutzten, welche den Stausee in den letzten Jahren in zunehmender Zahl aufsuchen (20. Juli 2005: 470 Ind.!).
Da es im Gebiet der Marismas del Odiel auch eine kleine Brutpopulation der Art gibt, könnte es sich bei den Ringträgern sogar um spanische Brutvögel gehandelt haben, die zur Mauser nach Nordwesten gezogen waren… Die wenigen winzigen Mosaiksteine, aus denen sich unser Bild von den saisonalen Wanderungen europäischer Schwarzhalstaucher heute noch zusammensetzt, lassen viel Raum für derartige Spekulationen. Der kontinentweite Schutz der Art erfordert es aber, die geografischen Einzugsbereiche von bedeutenden sommerlichen Rast- bzw. Mauserplätzen wie dem Helmestausee genauer zu beschreiben, damit diese Plätze eine adäquate naturschutzfachliche Bewertung und Behandlung erfahren. Die gezielte Beringung der Art ist deshalb aus ganz konkreten Gründen des Artenschutzes dringend vonnöten!
- 06.06.1989, nestjung, Wüst Jerichow, Krs. Burg, Bez. Magdeburg, 52°33’N 012°04’E, Dr. D. Mißbach;
- 04.09.1999, gefangen, Saint–Broing les Moine, Cote d’Or, Frankreich, 47°42’N 04°53’E, nach 3.742 Tagen 743 km SW vom BO, zusätzlich markiert mit Farbring weiß „CE“ links oberhalb Intertarsalgelenk) sowie mit Satellitensender (ARGOS-System), frei am 05.09.1999,
- 09.09.1999, Satellitenpeilung, Nevers, Nievre, Frankreich 47°00’N 03° 07E, Beginn des kontinuierlichen Wegzuges,
- 15.09.1999, Satellitenpeilung, Gibraltar, Cadiz, Spanien 36°09’N 05°21W,
- 29.09.1999, Satellitenpeilung und Farbring aus Entfernung abgelesen, Parc Nationale Bouclè, Baoule, Mali, 14°01’N 08°06’W, nach 3.767 Tagen 4.642 km SSW vom BO.
Herkunft, Zugweg sowie Rast- und Überwinterungsgebiet dieses Schwarzstorches aus Sachsen-Anhalt sind durch ein schönes Zusammenspiel von konventioneller Beringung, Farbmarkierung und Satellitentelemetrie aufgedeckt worden. Es handelt sich um den ersten Nachweis eines in Ostdeutschland geborenen Schwarzstorches aus den Überwinterungsgebieten südlich der Sahara. Angesichts der sehr instabilen Situation der Art in den östlichen Bundesländern (vgl. RYSLAVY & PUTZE 2000) sind nähere Informationen über die Winterquartiere, die Zugwege, insbesondere aber zu Sterberaten und Todesursachen dringend vonnöten. Leider werden bei uns seit Jahren kaum mehr Schwarzstörche markiert, so dass es dazu aus neuerer Zeit kaum Informationen gibt. Die wenigen Funde bei uns markierter Schwarzstörche belegen sowohl Wegzug nach Südwest als auch nach Südost. Die Beteiligung an einem seit 1994 existierenden europaweit organisierten Farbmarkierungsprogramm wäre auch bei hierzulande geringen Anzahlen jährlich markierter Jungvögel und selbst ohne den Einsatz teurer Satellitensender sehr erfolgversprechend. In mehreren europäischen Ländern (Benelux, Frankreich, Tschechien, Spanien, Ungarn) laufen spezielle Untersuchungen an der Art, um die Wissensgrundlagen für den Schutz der jeweiligen Brutbestände zu erweitern. Näheres u.a. unter http://www.cr-birding.be/, http://capi.internet.cz/
Der Seidenschwanz zählt in den skandinavischen Ländern zu den relativ zahlreich beringten Vogelarten (z.B. Finnland 2006: 3.302 Ind., Schweden 2005: 1.485 Ind.), so verwundert es nicht, dass allein im Zeitraum seit 1992 sieben finnische und zwei schwedische Ringvögel in Ostdeutschland gefunden bzw. (in vier Fällen) von Beringern kontrolliert wurden. Das Jahr 2006 war im Hiddensee-Bereich mit insgesamt 148 Beringungen, 124 davon allein durch Michael Hupfer in Dresden-Süd, ein außergewöhnlich erfolgreiches Seidenschwanzjahr, denn in den Vorjahren schwankten die Beringungszahlen lediglich zwischen 3 und 44. Dennoch grenzt es fast an ein Wunder, dass Hiddensee PC…17175, ein am 19.1.2006 in Dresden-Süd von M. Hupfer beringtes adultes Weibchen, am 28.2.2007 (nach 405 Tagen) im südfinnischen Sairio (Hame, Tavastehus) (1.296 km vom Beringungsort) einem finnischen Beringer ins Netz ging. Es handelt sich um den ersten Skandinavienfund eines Hiddensee-Seidenschwanzes.
- 20.07.1999, nichtflügge, Stradower Teiche, Krs. Oberspreewald-Lausitz, Brandenburg, 51°49’N 14°50’E, T. Noah;
- 29.07.bis 28.10.1999, 13 x Farbmarkierung abgelesen, am BO,
- 12.11. und 14.11.1999, Farbmarkierung abgelesen, Talsperre Schömbach, Krs. Leipziger Land, Sachsen, 50°59’N 12°35’E, nach 108 Tagen 139 km SW vom BO
- bis 23.01.2000, NSG Wollmatinger Ried, Konstanz, Baden-Württemberg, 47°41’N 09°08’E, nach 115 bis 178 Tagen 591km SW vom BO,
- 28.01.2000, Eriskircher Ried, Bodenseekreis, 47°38’N 09°31’E, nach 183 Tagen 569 km SW vom BO,
- 30.01.2000, NSG Wollmatinger Ried, Konstanz, Baden-Württemberg, 47°41’N 09°08’E, nach 185 Tagen 581 km SW vom BO,
- 10.02.2000, Peitzer Teiche, Spree-Neiße-Kreis, Brandenburg, 51°51’N 14°25’E, nach 196 Tagen 23 km E vom BO,
- 13.02. bis 21.05.2000, 8 x Fabmarkierung abgelesen, Kreise Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße,
- 18.09. bis 16.10.2000, 8 x Farbmarkierung abgelesen, am BO (s.o.),
- 30.10. 2000 bis 25.02.2001, NSG Wollmatinger Ried (s.o.), nach 459 bis 577 Tagen 581 km SW vom BO,
- 03.05. bis 30.05.2001, 3 x Farbmarkierung abgelesen, Lacomaer Teiche, Cottbus, Brandenburg, 51°48’N 14°.23’E, nach 644 bis 671Tagen 21 km E vom BO
Die in Brandenburg seit den frühen 1990er Jahren brütenden Singschwäne stammen nicht etwa von entwichenen Gefangenschaftsvögeln ab, sondern sind als Vorposten der seit langem beobachteten Arealausweitung der Art nach Süden bzw. Südwesten anzusehen (DEUTSCHMANN1997). Fast im gesamten ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Art herrschen eher rauhe Klimate, an welche bestimmte physiologische Abläufe, z.B. Brutdauer und Jugendentwicklung, aber auch Verhaltensmerkmale (z.B. Zugzeiten, -wege und -ziele) der Art offenbar angepasst sind. Auch vor diesem Hintergrund ist die Frage hochinteressant, welches Zugverhalten die bis nach Brandenburg, also am weitesten nach Südwesten vorgestoßenen Kolonisten unter den hier herrschenden Bedingungen zeigen, inwieweit also das Zugverhalten von äußeren Umständen oder eher endogen bestimmt wird.
Durch die Halsbandmarkierung, die unter hiesigen Umständen erfolgversprechendste und zudem billigste Markierungsmethode, ließ sich das Raum-Zeit-Verhalten des oben angeführten Jungschwans und seiner ebenfalls markierten sechs Geschwister fast lückenlos über bisher fast zwei Jahre verfolgen. Für theoretische Überlegungen im o.g. Sinne ist damit zumindest ein Baustein geliefert, während für den Schutz des noch kleinen Brutvorkommens die gewonnenen Erkenntnisse über Zugwege, Rast- und Überwinterungsgebiete wichtig sind. Die zeitliche Lücke der Nachweise im Sommer des zweiten Kalenderjahres zeigt allerdings, dass die Methode versagt, wenn die Tiere sich in Gegenden mit geringer Ablesewahrscheinlichkeit begeben, was die brandenburger Singschwäne zur Mauser offensichtlich getan haben.
- 25.01.1997, nestjung, Station Jubany, Antarktische Halbinsel, 62°14’S 58°40’W, Dr.H.-U. Peter;
- 01.10.2000, tot gefunden, Zeitpunkt des Todes unbekannt, Flemish Cap, Nordatlantik, 47°33’N 45°29’N, nach 1.345 Tagen 12.264 km N vom BO.
Dies ist mit Abstand die größte Fundentfernung, die jemals für einen Hiddensee-Ringvogel bekannt wurde. Es handelte sich bei dieser „Skua“ um ein Kreuzungsprodukt aus drei verschiedenen Skuaformen der südlichen Hemisphäre: das männliche Elterntier war eine Südpolarskua Catharacta maccormicki, die Mutter ihrerseits ein Hybride aus Südpolarskua und Chile-Skua Catharacta chilensis (Reinhardt et al. 1997) Jüngere nichtbrütende C. maccormicki werden zwar regelmäßig auf der nördlichen Halbkugel angetroffen, jedoch meist im pazifischen Raum, weit seltener im Atlantik, zumal im Nordatlantik (Furness 1987). Noch die meisten Beobachtungen stammen hier aus dem engeren geografischen Raum, in dem auch der Fundort unseres Ringvogels liegt, ein „Flämische Kappe“ genannter unterseeischer Berg im Atlantik vor Neufundland, dessen Fischreichtum Fischfresser verschiedenster Gruppen, darunter Skuas und Menschen, anlockt. Die zweifelsfreie Bestimmung immaturer Skuas, zumal von Hybriden, ist allerdings gerade dort recht problematisch, weil im selben Gebiet auch mehrere andere Skuaformen vorkommen. Eindeutige Identitäts- und Herkunftsnachweise anhand individueller Markierungen sind deshalb von großem Wert für das Verständnis der saisonalen Wanderungen auch und gerade der antarktischen Skuas. Bisher liegen bereits „mehrere“ Ringfunde aus dem Nordatlantik vor, darunter der Juli-Fund eines im September des Vorjahres als Nestling in der Antarktis beringten Vogels auf Grönland. Mit mehr als 15.000 km war dies seinerzeit die weltweit größte jemals nachgewiesene Wanderung eines Ringvogels (Furness l.c.).
- 22.11.1999, diesjährig, Ngulia, Tsavo National Park, Kenia, 03°00’S 38°13’E;
- 17.06.2000, kontrolliert durch Beringer, vorjährig, ♀, Brutvogel, Frankfurt/Oder, 52°18’N 14°.34’E, nach 208 Tagen 6.539 km N vom BO.
Diese Kontrolle eines brütenden Sprossers mit schwedischem Ring gab zunächst Rätsel auf. Sollte sich ein in Schweden geborenes Sprosserweibchen im Odertal angesiedelt haben? Ein Beringungsort im Winterquartier war die andere Erklärungsmöglichkeit. Bei GRAEME BACKHURST, dem Organisator der jährlichen Beringungscamps in Ngulia/Kenia, löste diese Ringkontrolle am Brutplatz große Begeisterung aus, denn Rückmeldungen aus den Brutgebieten der 20.000 bis 30.000 dort alljährlich beringten Wintergäste fallen sehr selten an. In dem seit 32 Jahren in Ngulia laufenden Projekt wurden bisher über 290.000 Kleinvögel beringt. Darunter 61.209 Sprosser, für die bislang 25 Wiederfunde bzw. Ringkontrollen aus 12 europäischen Ländern vorliegen (STAAV 2001; BACKHURST, pers. comm., vgl. auch BERNITZ& BERNITZ 1997). Eine weitere Rückmeldung eines in Ngulia beringten Vogels aus unserem Arbeitsgebiet betraf übrigens einen Sumpfrohrsänger, der 1975 bei Schwedt/Oder kontrolliert worden war.
- 23.05.2000, nestjung, Kanev Reservoir, Tscherkassy, Ukraine, 49°46’N 31°28’N;
- 20.07.2000, diesjährig, Metallring aus Entfernung abgelesen, Hinrichsdorf, Krs. Rostock Stadt , 54°08’N 12°10’E, nach 58 Tagen 1.404 km WNW vom BO
- 02.09.2000, diesjährig, Metallring aus Entfernung abgelesen, Schönberg, Krs. Nordwestmecklenburg, 53°51’N 20°56’E, nach 102 Tagen 1.477 km WNW vom BO.
Nachdem die recht diffizilen Unterscheidungsmerkmale von immaturen Silber-, Mittelmeer- und Steppenmöwen mehr und mehr Allgemeingut werden, setzten gezielte Beobachtungen zum Auftreten dieser Arten in unserem Bereich ein. Es erwies sich dabei unter anderem recht schnell, dass der Einflug von jungen Steppenmöwen nach Mitteleuropa eine alljährliche Erscheinung ist (KLEIN 2001). Der hier angeführte Ringvogel zeichnet sich dadurch aus, dass er unser Gebiet schon Mitte Juli erreicht hatte und damit zum frühesten Zeitpunkt, zu dem diesjährige Steppenmöwen hier bisher beobachtet wurden. Die Ringablesung belegt, dass solche sehr frühzeitig hier auftauchenden Jungvögel nicht etwa von der recht nahen westlichen Arealgrenze, z.B. aus Brutkolonien am Mittellauf der Weichsel, stammen müssen, sondern durchaus auch von einem fast dreimal so weit entfernten Binnenlandbrutplatz am Dnepr südöstlich von Kiew. Der Vogel muss seine schnelle und zielstrebige Wanderung Richtung Nordwesten bereits kurz nach dem Flüggewerden angetreten haben.
- 15.11.1999, Fängling, Tomsk, Russische Föderation, 56°35’N 84°57’E;
- 28.12.1999, kontrolliert, gefunden in illegalem Tiertransport, Ludwigsdorf, Görlitz, 51°12’N 15°00’E, nach 43 Tagen 4420 km WSW vom BO.
Dieser Stieglitz mit Moskau-Ring sollte zusammen mit Hunderten von Artgenossen und anderen Körnerfressern mittels eines illegalen Transportes auf den westeuropäischen Wildvogelmarkt gebracht werden. Wachsame Zollbeamte beendeten die Qualen jener Tiere, die die weite Reise bis zum Grenzübergang Görlitz unter schlimmen Bedingungen überlebt hatten. Dass sich darunter ein beringter Stieglitz befand, hatten die Täter offenbar übersehen oder einfach ignoriert. So liefert dieser Vogel nun ein Indiz, das vielleicht zur Bekämpfung der Tierhandels-Mafia beitragen kann, zumindest aber Auskunft darüber gibt, wie weit deren Arm reicht, nämlich bis tausende Kilometer hinter den Ural.
- 30.08.2000, diesjährig, Greifswalder Oie, Ostvorpommern, 54°15’N 13°55’E, BG Jordsand e.V
- 11.09.2000 kontrolliert durch Beringer, Bilje, Nova Gorica, Slowenien, 45.53N 13.39E, nach 12 Tagen 931 km S vom BO.
Dies ist der erste Fernfund eines Hiddensee-Waldlaubsängers während des Zuges ins Winterquartier. Er passt gut in das generelle, bisher aber noch immer lückenhafte Bild vom Wegzug mitteleuropäischer Populationen, der in relativ schmaler Front südwärts verläuft, so dass die Vögel „zwischen Sardinien und Albanien“ das Mittelmeer überqueren (BEZZEL 1993). Zudem liefert der Kontrollfang erstmals eine Vorstellung von den Zuggeschwindigkeiten, die Waldlaubsänger entwickeln können.
- 09.04.1997, nestjung, Friedrichroda, Krs.Gotha, 50.51N 10.33E, M.Göring;
- 16.12.1999, kontrolliert durch Beringer, Zechow, Krs. Ostprignitz-Ruppin, 53°03’N 12°55’E, nach 981 Tagen 293 km NNE vom BO.
Wasseramseln der bei uns heimischen Unterart C. c. aquaticus sind, im Gegensatz zur skandinavischen Nominatform, Stand- oder Strichvögel (u.a. BEZZEL 1993). Gelegentliche Fernfunde wie dieser können sicher nichts an dieser Charakterisierung ändern, doch zeigen sie immerhin, zu welchen Wanderleistungen die Art prinzipiell in der Lage ist, und, dass da vielleicht doch noch Wissenslücken existieren bei einer vermeintlich gut untersuchten Vogelart. Gezielte Fangaktivitäten in den Revieren von Überwinterern in Nordbrandenburg (RYSLAVY & SÖMMER 1999) erbrachten mit o.g. Wiederfang zumindest einen Hinweis darauf, dass Wasseramseln aus dem Mittelgebirgsraum im Winter auch weit ins nördliche Tiefland abwandern können.
- 29.05.1999, nichtflügge, Kleinkoschen, Krs. Oberspreewald-Lausitz, 51°30’N 14°05’E, H.Michaelis;
- 14.07.1999, Farbmarkierung abgelesen, diesjährig, ♀, Geldern-Pont, Kleve, Nordrein-Westfalen, 51°28’N 06°.18’E, nach 46 Tagen 539 km W vom BO
- 20.08.1999, Farbmarkierung abgelesen, diesjährig, ♀, Dannes, Pas-de-Calais, Frankreich, 50°35’N 01°36’E, nach 83 Tagen 878 km W vom BO,
- 08.10. und 12.10.1999, Farbmarkierung abgelesen, diesjährig, ♀, Etaples-sur-Mer, Pas-de-Calais, Frankreich, 50°31’N 01°39’E, nach 132 bzw. 136 Tagen 876 km W vom BO.
Bei der Beringung von nichtflüggen Großmöwen in gemischten Brutkolonien ist die Artzugehörigkeit der einzelnen Jungvögel schwer zu bestimmen. In der Kleinkoschener Kolonie brüteten im Jahre 1999 in der Mehrzahl Silbermöwen, in geringerer Zahl aber auch Weißkopfmöwen, d.h. Steppen- bzw. Mittelmeermöwen (u.a. KLEIN & GRUBER 1997). So wurde der hier angeführte Vogel zunächst als Silbermöwe angesprochen und der Beringungszentrale als solche gemeldet. Nachdem sich XEAG recht schnell gen Westen aufgemacht hatte, führte ein Zufall, wie er sich unwahrscheinlicher kaum denken lässt, zur Revision des Arteintrages im Hiddensee-Datensatz zu diesem Vogel: Just an dem Tag, an dem sich in Etaples-sur-Mer am Ärmelkanal Spezialisten aus ganz Europa zur Diskussion von Fragen der Bestimmung, Systematik und Taxonomie dieser Großmöwengruppe getroffen hatten (vgl. z.B. KLEIN & HOOGENDOORN 1997), war auch XEAG vor Ort. Dass Forscher und Forschungsobjekt dort nun tatsächlich einander ansichtig werden würden, war natürlich immer noch eine Frage des Zufalls, doch der trat während einer Tagungspause unvermeidlich ein. Der komplett versammelte europäische Sachverstand versuchte nun, die Möwe XEAG mit dem in vieler Hinsicht untypischen Habitus zu bestimmen – nach längerer Diskussion einigte man sich darauf, einen Hybriden aus Mittelmeermöwe L.michahellis x Steppenmöwe L.cachinnans vor sich zu haben. Über das weitere Schicksal dieser Möwe aus der Lausitz ist bisher nichts bekannt geworden.
Es wurde und wird viel darüber diskutiert, ob das unterschiedliche Zugverhalten der Ostzieher und der Westzieher innerhalb der mitteleuropäischen Weißstorchpopulation auf genetischen Unterschieden beruht oder eher das Ergebnis von langjähriger Tradierung auf der Basis sozialen Zusammenhalts ist und somit auch das individuelle Zugverhalten größeren Freiheitsgraden unterliegt als allgemein angenommen. Die durch Ringablesungen belegten Wanderungen des hier zitierten Storches stützen letztgenannte These. Am 23. Juni 2006 nestjung im berühmten Storchendorf Rühstädt, Krs. Prignitz (Brandenburg), beringt (Falk Schulz, Cumlosen) wanderte der Vogel auf seinem ersten Wegzug nach Südosten, was durch Ringablesungen im ungarischen Pacin (Borsod-Zemplen) (27.08.2006 und 15.09.2006) sowie in Hortobagyi Halastavar (Hajdu-Bihar) (26.10.2006) belegt ist. Genau ein Jahr später wurde der Vogel aus Pastriz (Zaragoza), Spanien, und somit eindeutig von der westlichen Zugroute zurückgemeldet. In der Hiddensee-Datenbank, die für den Weißstorch mehr als 17.500 Rückmeldungen von knapp 48.000 markierten Individuen umfasst, ist dies der erste Nachweis eines Wechsels von der Ostroute auf die Westroute bei einem Weißstorch.
- 14.06.1996, nestjung, Schönhöhe, Krs. Spree-Neiße, 51°58’N 14°26’E, H.Haupt;
- 15.09.1999, frischtot, geschossen, Olympeia, Peleponnisos, Griechenland, 37°38’N 21°37’E, nach 1188 Tagen 1.690 km SSE vom BO.
Hiddensee NA 59164
- 24.05.1997, ad. Weibchen, Brutvogel, Altzauche, Krs. Dahme-Spreewald, 51°55’N 14°02’E, H.Haupt,
- 19.09.1998, frischtot gefunden, Kovatschevzi, Samoko, Bulgarien, 42°26’N 23°25’E, nach 483 Tagen 1.269 km SE vom BO.
Der erste und bis 1998 einzige Fernfund eines Hiddensee-Wiedehopfes wurde 1972 von der Insel Malta gemeldet. Ältere Funde von Ringvögeln unserer geografischen Population belegen Wegzug sowohl in Richtung SW und S als auch SE (GLUTZ V. BLOTZHEIM & BAUER 1980). Die zwei nun innerhalb kurzer Zeit hinzugekommenen Funde lassen vermuten, dass die im Osten des Beringungsgebietes heimischen Wiedehopfe hauptsächlich nach SE abziehen. Noch immer sind keine Wiederfunde bekannt geworden, die auf die eigentlichen Winterquartiere unserer Wiedehopfe schließen lassen würden.
Hiddensee NA 107473 und Radolfzell FL 10611
Der hier angeführte Hiddensee-Ringvogel aus dem sehr erfolgreichen Beringungsprogramm in Brandenburg (2007:288 beringte Vögel, 35 Rückmeldungen) erbrachte den fünften Fernfund eines nach 1964 in Ostdeutschland beringten Wiedehopfes. Er wurde am 9. Juni 2005 bei Schönhöhe, Kreis Spree-Neiße (Brandenburg), nestjung beringt (Hartmut Haupt, Beeskow) und am 14. August 2005 im (oder am) Divjaka Nationalpark an der Adriaküste von Albanien geschossen. Auch die anderen vier Fernfunde wurden durch Wiedehopfe erbracht, die im südlichen Brandenburg geboren und markiert wurden. Der erste stammt von Malta (September 1972, vorjährig), weitere aus Griechenland (September 1999, Altvogel), Bulgarien (September 1998, diesjährig) und schließlich ein weiterer aus Albanien (September 2005, diesjährig), woraus wohl zu schließen ist, dass es sich bei dieser Population um Südostzieher handelt. Daraus ist jedoch nicht unbedingt zu schließen, dass die Besiedlung Ostdeutschlands von Südosten her erfolgte bzw. eventuelle aktuelle Zuwanderer aus dieser Himmelsrichtung stammen müssen, wie der Totfund eines Radolfzell-Ringvogels am 1. April 2000 im knapp 100 km entfernten Wurzen (Sachsen) (Kollision mit Straßenfahrzeug) zeigt. Möglicherweise gibt es auch regelmäßige Beziehungen zu Brutbeständen im südwestlichen Deutschland, wo DFR FL 10611 im Juni 1998 bei Heidesheim, Rheinhessen-Pfalz (Rheinland-Pfalz), als weiblicher Nestling beringt worden war. Denkbar sind allerdings auch gelegentliche Zugprolongationen einzelner Tiere, die ohne populationsdynamische Wirkung bleiben.
Dismigration
Als klassische Standvogelart hat die Elster leider nie das besondere Interesses der Beringer wie auch der Vogelwarten in Deutschland auf sich gezogen. Ganz zu Unrecht natürlich, denn weder über das Raum-Zeit-Verhalten dieser Vögel im Jahreslauf noch über die Dynamik der regionalen Bestände, insbesondere der großen Nichtbrüter-Bestände, und ihre Ursachen existieren wirklich gute Kenntnisse. Die hier vorgestellte Elster ist ein ganz bemerkenswerter Rekordhalter unter den bisher etwa 2.700 Hiddensee-Ringvögeln dieser Vogelart, denn sie hat mit 105 km eine Strecke zwischen Beringungs- und Wiederfundort zurückgelegt, die den Kriterien für die Kategorie Fernfund (> 100 km) entspricht. Sie wurde am 27. August 2005 als adulter Vogel bei Hagenow, Krs. Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) beringt (Helmut Seeger, Schwerin) und im Februar und März 2009 beim intensiven Nestbau in Neu Broderstorf, Krs. Bad Doberan (Mecklenburg-Vorpommern), mehrfach per Spektiv abgelesen (Jochen Bellebaum, Neu Broderstorf). Es handelt sich dabei um den bisher einzigen Fernfund unter insgesamt etwa 150 archivierten Rückmeldungen (1964 – 2007) von Hiddensee-beringten Elstern.
- 12.05.1997, vorjährig, ♂, revierhaltend, vermutl. Brutvogel, Oderinsel Ziegenwerder, Frankfurt/Oder , 52°21’N 14°34’E, J. Becker;
- 11.05.1998, Farbmarkierung abgelesen, Brutvogel, am BO, Partnerin: Sprosser Hidd. PA 69136,
- 14.06.1998, kontrolliert, Brutvogel, am BO, mit derselben Partnerin 4 Junge aufgezogen und flügge,
- 30.04.1999, kontrolliert, Brutvogel, am BO,
- 04.05.2000, kontrolliert, Brutvogel, am BO, Partnerin: Nachtigall Hidd.PB 18514, 4 Junge aufgezogen und flügge,
- 15.05.2001, kontrolliert, Brutvogel, am BO, Partnerin: Sprosser Hidd. PA 69165, 5 Junge aufgezogen und flügge.
Dieser ganz einzigartige Einblick in den Lebensweg eines männlichen Nachtigall x Sprosser-Hybriden wurde durch Untersuchungen von J. BECKER, Frankfurt/Oder, möglich. Wie für beide Elternarten verschiedentlich nachgewiesen, ist auch dieses offensichtlich sehr lebenstüchtige Männchen ausgesprochen brutortstreu. Letzteres trifft ebenso für seine jährlich wechselnden Partnerinnen zu, wenn das aus dem hier widergegebenen Blickwinkel des Männchens auch anders erscheinen mag. Auch bei den jeweiligen Weibchen wurden nur minimale Umsiedlungsdistanzen im Zusammenhang mit erfolgten Neuverpaarungen festgestellt. Trotz zahlreicher seit 1992 beringter Mischbruten und intensiver Kontrollaktivitäten gelang es bisher jedoch nicht, im Untersuchungsgebiet jemals ein brütendes Hybrid-Weibchen nachzuweisen. Geht das auf eine wie auch immer begründete niedrigere Überlebensrate der Hybrid-Weibchen zurück oder ist das Geschlechterverhältnis der F1-Nestlinge vielleicht schon von vornherein zugunsten der Männchen verschoben? Äußerst spannende Fragen, denen in dieser sehr aufwendigen Langzeitstudie in beispielhafter Weise nachgegangen wird (s.a. BECKER 1995).
- 10.05.1997, ad.♀, Wüstermarke, Krs. Dahme-Spreewald, Brandenburg, 51°47’N 13°33’E, Dr. R. Möckel;
- 8.04.2000, kontrolliert durch Beringer, Brutvogel, ♀, Le Sentier, Vaud, Schweiz, 46°37’N 06°.14’E, nach 1064 Tagen 782 km SW.
Neben zahlreichen Belegen für Brut- und Geburtsortstreue bzw. Dismigration im Nahbereich bis 50 km (s.u.) konnten beim Rauhfußkauz bis 1998 acht Mal Ansiedlungs- bzw. Umsiedlungsdistanzen von über 100 km (104 bis 266 km) nachgewiesen werden. Mit der Kontrolle von RA 00797 in der Schweiz wurde die mit Abstand größte Dismigrationsentfernung eines Rauhfußkauzes aus unserem Bereich verzeichnet, vorausgesetzt allerdings, dass der weibliche Vogel tatsächlich auch Brutvogel in Brandenburg war. Die Neigung mancher Rauhfußkäuze zu sehr weiten Wanderungen ist bekannt, so dass das Tier zum Zeitpunkt der Beringung vielleicht nur auf der Durchreise in Brandenburg war. Jedenfalls ist der Individuenaustausch zwischen sehr weit entfernten Rauhfußkauzpopulationen erneut eindrucksvoll belegt, welcher sicher auch zur Stabilität von relativ jungen, „isolierten“ Vorkommen, wie dem im Süden Brandenburgs, beiträgt.
- 23.07.1983, nichtflügge, Altfriedland, Krs. Seelow, 52°32’N 14°32’E, J.Koszinski †;
- 31.05.1989, frischtot, geschossen, Chagodostsh, Vologda, Sowjetunion, 58°59’N 36°37’E, nach 2139 Tagen 1.547 km NE vom BO.
Bei der nachträglichen Klärung von Hiddensee-Wiederfunden durch die Beringungszentrale Moskau kam dieses schöne Beispiel für Dismigration über riesige Entfernungen bei der Reiherente zutage. Wie auch bei anderen Entenarten liegt die Ursache dafür darin, dass die Paarbildung an Überwinterungsplätzen erfolgt, an denen sich Individuen sehr unterschiedlicher geografischer Populationen treffen. Die maximalen Ansiedlungsentfernungen hier geborener Reiherenten liegen sogar bei über 3.000 km in Richtung NE, also weit hinter dem Ural. Nachgewiesen sind sie allerdings, wie auch im obigen Beispiel, nur durch die Bejagung zur Brutzeit.
- 23.05.1995, ad.♀, Brutvogel, Stausee Quitzdorf, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, 51°17’N 14°46’E, J.Teich ;
- 16.04.1999, aus Entfernung abgelesen, ♀, Brutvogel, Zandfliet, Antwerpen, Belgien, 51°22’N 04°18’E, nach 1424 Tagen 727 km W vom BO.
Anhand von Ringfunden ließ sich gut verfolgen, dass sich während des vergangenen Jahrzehnts die Beziehungen unserer Schwarzkopfmöwen zum Gebiet beiderseits des Ärmelkanales immer stärker aufbauten (vgl. Ber.Vogelwarte Hiddensee 11: 21; 14: 14; 15: 15). Nachdem in den letzten Jahren auch Brutzeitfunde bei uns geborener bzw. als Brutvogel beringter Individuen aus England und Belgien und sogar Farbringablesungen aus einer niederländischen Lachmöwenkolonie gemeldet wurden, überrascht die jetzt dokumentierte Umsiedlung nicht. Anhand von Markierungen nachgewiesen wurde derartiges für die Art aber bisher wohl noch nicht. Bereits Ende der 1960er Jahre hatte sich ein auf dem Großen Reffbrink/Riems bei Greifswald geborener Jungvogel sehr wahrscheinlich in England angesiedelt.
Dies ist einer von insgesamt 167 nestjungen Seeadlern, die im Jahre 1996 in Ostdeutschland beringt und zusätzlich mit einem Kennring des Internationalen Farbmarkierungsprogramms versehen worden sind. Da die Kennringfarben keine individuelle Zuordnung, sondern nur die Bestimmung des Geburtsjahres des markierten Vogels erlauben, erfuhr die Beringungszentrale zunächst nichts davon, dass der Vogel sich schon im Januar 2000 in der Nähe von Stolzenau, Krs. Nienburg (Weser) (Niedersachsen), aufhielt und der Kennring dort von aufmerksamen Ornithologen erkannt worden war. Im selben Jahr fand sich der Seeadler mit dem orange-weißen Kennring als Partnerin eines Brutpaares bei Estorf, Krs. Nienburg (Weser), wieder, wo er in den folgenden sieben Jahren mit jeweils unberingten Partnern sehr erfolgreich reproduzierte.
Erst im Januar 2008 wurde die Identität des inzwischen als Weibchen bestimmten Seeadlers vollständig bekannt, leider allerdings erst nach seinem Unfalltod durch Kollision mit einer Windkraftanlage in der Nähe von Nöpke, Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen). Anhand der individuellen Ringnummer war nun klar, dass eine der frühen und am weitesten westlich gelegenen Wiederansiedlungen des Seeadlers im Land Niedersachsen durch ein Weibchen (mit)begründet wurde, welches am 22. Mai 1996 bei Hohen Sprenz im Kreis Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) nestjung beringt worden war (Peter Hauff, Neu Wandrum).
Die Ansiedlung des Vogels ziemlich genau 250 km westlich seines Geburtsortes ist sowohl hinsichtlich Entfernung als auch Richtung eine Ausnahmeerscheinung in der ostdeutschen Population der Art. Nichtsdestoweniger belegt sie aber, dass es auch unter den gewöhnlich sehr geburtsortstreuen wie auch brutortstreuen Seeadlern hin und wieder auch wahre Pioniere gibt, die für die Besiedelung seeadlerfreier Gebiete sorgen, sofern die dafür notwendigen Bedingungen (wieder) gegeben sind. Es geht nur nicht ganz so schnell, wie sich mancher Seeadlerfreund das wünscht.
- 21.06.1996, nestjung, Rühstädt, Krs.Prignitz, Brandenburg, 52°55’N 11°52’E, H. Seeger;
- 01.04.1999, Ring aus Entfernung abgelesen, Brutvogel, Männchen, Muizen, Antwerpen, Belgien, 51°01’N 04°31’E, nach 1.034 Tagen 546 km WSW vom BO,
- 15.05.1999, Ring aus Entfernung abgelesen, Brutvogel mit zwei Jungen, am o.a. Ort,
- 28.06.1999, Ring aus Entfernung abgelesen, Linum, Krs. Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg, 52°46’N 12°52’E, nach 1102 Tagen 69 km ESE vom BO,
- 06.07.1999, Ring aus Entfernung abgelesen, Klein Lüben, Krs. Prignitz, Brandenburg, 52°58’N 11°52’E, nach 1.110 Tagen 6 km N vom BO,
- 14.07. und 21.07.1999, Ring aus Entfernung abgelesen, Rühstädt, Krs. Prignitz, Brandenburg, nach 1.118 und 1.125 Tagen am BO.
Noch nicht ganz dreijährig hat sich dieser Weißstorch sehr viel weiter westlich angesiedelt als das jemals für einen Hiddensee-Ringstorch bekannt wurde. Die am weitesten (nord-) westlich des regelmäßig genutzten Zuggebietes gelegenen Brutnachweise von Weißstörchen aus unserem Arbeitsgebiet wurden bisher aus dem Weser-Ems-Gebiet gemeldet, einige wenige Ringablesungen zur Brutzeit auch aus den Niederlanden. Die hier zitierte Ansiedlung in Belgien hatte jedoch keinen Bestand. Mitten in der Jungenaufzuchtphase, ein Jungvogel war nach einem Abwurf noch im Horst, verließ unser Ringvogel seine Familie und tauchte Ende Juni wieder in Ostdeutschland auf, zunächst im bekannten Storchendorf Linum nordwestlich Berlins, später an seinem noch bekannteren Geburtsort in der Prignitz. Auch bei den Rühstädter Weißstörchen sind Fernansiedlungen, Umsiedlungen und Umverpaarungen durchaus üblich (SCHULZ 1996), doch ist ein solcher Fall bisher noch nicht bekannt geworden.
Referenz:
Schulz, F. 1996: Das Storchendorf Rühstädt – Ergebnisse einer 25-jährigen Beobachtungstätigkeit in der größten kolonieartigen Ansiedlung des Weißstorchs (Ciconia ciconia) Deutschlands von 1970 bis 1994. In: Kaatz, C & M. M. Kaatz (Hrsg.): Jubiläumsband Weißstorch, Tagungsbandreihe des Storchenhofes Loburg im MLRU-LSA, 3. Tagungsband. S. 147-160.
Alter
Soweit nicht anders vermerkt, sind Angaben zu den in Europa nachgewiesenen Höchstaltern von Ringvögeln einer entsprechenden Übersicht von STAAV (1998) entnommen.
Dass Austernfischer sehr alt werden können, ist seit langem durch Ringfunde belegt. Allerdings sind Lebensalter von über dreißig Jahren auch bei dieser Vogelart sehr selten nachgewiesen worden, was auch durch die begrenzte Lebensdauer der gängigen Markierungsmittel bedingt sein dürfte. Wie gut die vor fast vierzig Jahren verwendeten Hiddensee-Aluminiumringe den rauhen Bedingungen des Austernfischerlebensraums widerstanden, konnte am hier angeführten Vogel studiert werden.
Von Wilfried Kruch am 06.07.1969 als nicht flügger Jungvogel auf der Insel Walfisch (Wismarbucht) beringt, tauchte er in den folgenden Jahren als Brutvogel auf der Insel Langenwerder (11 km NE vom Geburtsort) auf. Bei einem Wiederfang als Brutvogel im Juni 1988 zeigte sich der Ring so weit abgenutzt, dass er durch einen neuen ersetzt werden musste. Diesen trug der Vogel noch im Juni 2007, als er auf der Insel Langenwerder in seinem Brutrevier tot aufgefunden wurde (Dr. H.-W. Nehls). Dem Helgoland-Ringvogel, der unter www.euring.org/data_and_codes/longevity-voous.htm mit 43 Jahren und sieben Monaten als europäischer Rekordhalter aufgeführt ist, kommt unser Ostsee-Vogel schon recht nahe.
Die Bartmeise ist Gegenstand eines gemeinsam von Staatlicher Vogelschutzwarte Brandenburg, NABU-Regionalverband Brandenburg/Havel und Beringungszentrale Hiddensee seit 1996 betriebenen bundesweiten Beringungsprogramms. Neben z.T. ganz überraschenden Erkenntnissen zu den saisonalen Wanderungen der Vögel hat dieses Programm auch gezeigt, dass Bartmeisen sehr viel älter werden können als das bisher bekannt war. Hiddensee VC…00984 wurde im Juli 1996 als adultes Weibchen von Helmut Tauchnitz bei Röblingen am See, Krs. Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt), beringt.
Kontrollfänge des Vogels erfolgten über mehrere Jahre ganz in der Nähe des Beringungsortes sowohl zur Brutzeit als auch im Spätherbst und Winter (Tobias Stenzel). Das letzte Mal geriet das Bartmeisenweibchen am 11. Oktober 2005 in das Netz des Beringers. Bei diesem Kontrollfang befand es sich mindestens in seinem elften Lebensjahr, womit der Altersrekord für diese Vogelart im Datenbestand der Beringungszentrale Hiddensee markiert wurde. Es handelt sich auch im europäischen Vergleich um die bei weitem älteste beringte Bartmeise, hier waren bisher ein tschechischer und finnischer Ringvogel mit 6 Jahren und 5 Monaten bzw. > 6 Jahren und 11 Monaten als älteste Vögel notiert (Fransson et al. 2010)
- 29.04.1992, nestjung, Dreba, Krs. Pößneck, 50°40’N 11°45’, J.Auerswald;
- 30.12.1999, kontrolliert durch Beringer, Plothener Teiche/Dreba, 50°39’N 11°46’E, nach 2.801 Tagen, 2km SSE vom BO.
Mit 7 Jahren und gut 8 Monaten hatte diese thüringer Gebirgsstelze das mit Abstand höchste nachgewiesene Alter für die Art im Hiddensee-Bereich erreicht. Nur vier Monate älter war Radolfzell BO 87112 bei der letzten Ringkontrolle.
- 5.09.1976, diesjährig, Üdersee, Krs.Eberswalde, 52°52’N 13°41’E, BG Eberswalde;
- insgesamt 6 Ringablesungen zwischen 1979 und 1999, zuletzt:
- 27.12.1999, kontrolliert, Pila, rz.Glda, Polen, 53°09’N 16°45’E, zusätzlich beringt: Gdansk AS6885,
- 4.02.2000, Ring aus Entfernung abgelesen, Pila, rz.Glda, Polen, nach 8.552 Tagen 208 km E vom BO.
Von den 25.589 Höckerschwänen, die in den Jahren 1964 bis 2000 in unserem Bereich beringt wurden, sind im selben Zeitraum 14.661 zurückgemeldet worden. Trotz hoher Rückmelderaten, im Mittel etwa 4 Meldungen je Ringvogel, maximal 101, konnte ein Lebensalter von zwanzig Jahren und älter nur für drei Individuen nachgewiesen werden. Hiddensee 119181 ist mit 24 Jahren und etwa 7 Monaten zwar unser ältester Höckerschwan, doch noch 4 Jahre jünger als Helgoland 111617, der europäische Rekordhalter (STAAV 1998).
- 12.06.1975, nestjung, bei Rhinow, Krs. Rathenow, 52.45N 12.20E, M.Müller †;
- 08.01.1999, frischtot gefunden, ♀, Verkehrsopfer, Klein Gusborn, Niedersachsen, 53°05’N 11°12’E, nach 8611 Tagen 85 km WNW vom BO.
Ein neuer Altersrekord für einen in unserem Arbeitsgebiet beringten Mäusebussard, der den zuletzt publizierten (Ber.Vogelwarte Hiddensee 15: 16) um drei Monate übertrifft. Interessanterweise wurde gerade dieser Vogel schon 9 Tage nach der Beringung 17 km nördlich vom BO geschwächt gegriffen und nach zwei Wochen Pflege am 07.07.1975 wieder frei gelassen.
Aufgrund der seit Jahrzehnten kontinuierlich hohen jährlichen Beringungszahlen beim Mäusebussard erlaubt der aktuelle Datenfundus bereits einen recht guten Einblick in die tatsächliche Altersstruktur der beringten Population. Insgesamt wurden bisher 9 Individuen nachgewiesen, die über 20 Jahre alt wurden (vgl. auch KÖPPEN 2000b).
- 10.07.1989, nestjung, bei Schwarzenburg, Krs. Luckau, 51°45’N 13°34’E, Katharina Illig;
- 26.05.2000, kontrolliert durch Beringer bei Wüstermarke, Krs. Dahme-Spreewald, 51°49’N 13°33’E, ♂, Brutvogel, nach 3973 Tagen ca.8 km N vom BO.
Abgesehen davon, dass diese Ringkontrolle die „Eigenreproduktion“ der Tieflandpopulation des Rauhfußkauzes im südlichen Brandenburg belegt (vgl. u.a. MÖCKEL 1996), dürfte der Ringvogel der bei weitem älteste seiner Art in Europa sein. Mit 10 Jahren und 10 Monaten übertrifft er Helgoland 4009133 um knapp zwei Jahre.
Die lange Tradition der Greifvogelforschung im heutigen Sachsen-Anhalt, insbesondere die jahrzehntelange planvolle Anwendung der Beringungsmethode, trägt heute in vielerlei Hinsicht reiche Früchte. Eine davon ist ein neuer Höchstalternachweis eines freilebenden Rotmilans. Hiddensee …3062959 wurde am 14. Juni 1981 bei Wettin, Saalkreis, Bez. Magdeburg, von Helmut Tauchnitz beringt und am 4. Mai 2007 bei Fritzlar in Hessen geschwächt und flugunfähig, offensichtlich krank, gefunden. Nach Aufnahme in eine Pflegestation verendete der Vogel drei Tage später.
Mit dem erreichten Alter von fast genau 26 Jahren ist er gut ein Jahr älter als der zweitplazierte Hiddensee-Rotmilan geworden und dürfte auch im europäischen Maßstab, wenn auch nur um knapp zwei Monate, den bisherigen Rekordhalter übertreffen (vgl. http://www.euring.org/data_and_codes/longevity-voous.htm).
- 28.10.1975, ad.♀ , Gülper See, Krs. Rathenow, 52°44’N 12°16’E, PH Potsdam;
- „Ende Mai 2000“, tot gefunden, bei Batina-Smajevac, Kroatien, 45°50’N 18°50’E, nach 8.979 Tagen 902 km SE vom BO.
Zwar sind die Fundumstände und der Zeitpunkt des Todes in diesem Fall nicht ganz eindeutig, doch da der Vogel vom Finder, einem Jäger, als „Gans“ identifiziert wurde, lag er sicher nicht allzu lange zurück. Im Frühjahr 2000 dürfte das Tier also mindestens vor Vollendung seines 26. Lebensjahres gestanden haben und damit etwa dreieinhalb Jahre älter geworden sein als die bisherige rekordhaltende Saatgans mit dem Ring Arnhem 85021690 (22 Jahre und 4 Monate).
Von den insgesamt 489 Schreiadlern, die bis einschließlich 2010 in der DDR bzw. den ostdeutschen Bundesländern beringt worden sind, liegen bis heute ganze 24 „klassische“ Wiederfunde vor, die durchweg krank oder tot aufgefundene Vögel betreffen. Die seit kurzem auch beim Schreiadler eingesetzten zusätzlichen fernablesbaren Kennringe werden sicher sehr schnell einen bedeutenden Zuwachs an Erkenntnissen bringen. Letzteres ist natürlich besonders der Fall bei den über 20 Schreiadlern, die seit Beginn der 1990er Jahre zusätzlich mit Sendern verschiedener Bauarten versehen worden sind (vgl. Meyburg et al. 2006).
So große Erkenntnisfortschritte die Besenderung zu bestimmten Aspekten des Raum-Zeit-Verhaltens und des Lebenszyklus der Vögel erbrachte und weiter erbringt, so beschränkt sind aber ihre Aussagen zu populationsökologischen Phänomenen bzw. deren Quantifizierung. Wie alt wildlebende Schreiadler werden können, ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Frage, deren Beantwortung schon wegen der beschränkten Lebensdauer der Sender absehbar eine Domäne der klassischen Beringung bleiben wird. Der oben genannte Vogel erhielt seinen Ring als Nestling am 30. Juli 1995 im Hakel, Krs. Aschersleben-Staßfurt (Sachsen-Anhalt) von Prof. Michael Stubbe, gefunden wurden seine nicht mehr frischen, aber noch erkennbaren Reste am 23. August 2010 in Mnichov bei Marianske Lazne (Marienbad) im westlichen Böhmen. Der Vogel dürfte etwa um seinen 15. Geburtstag herum gestorben sein und wurde damit fast doppelt so alt wie sein Artgenosse mit ungarischem Ring, der mit genau sieben Jahren das bisher nachgewiesene Höchstalter eines Schreiadlers in Europa markierte (Fransson et al. 2010).
- 17.06.1975, nichtflügge, Insel Liebitz, Krs.Rügen, 54°24’N 13°13’E, R.Ehring;
- 16.07.2000, kontrolliert durch Beringer, Skanörs Ljung, Skane, Schweden, 55°24’N 12°54’E, nach 9161 Tagen 113 km N vom BO.
Mit gut 25 Jahren hatte dieser Vogel im Jahre 2000 das mit Abstand höchste Lebensalter erreicht, das von unseren Sturmmöwen bisher bekannt wurde. Das potentielle Höchstalter dieser Art ist allerdings weit höher, so dass langlebiges Ringmaterial eingesetzt bzw. konsequent umberingt werden muss, wie das in Estland in einer berühmten Langzeituntersuchung getan wurde. Ein Ringvogel aus dieser Untersuchung konnte denn auch im Alter von 31 Jahren und 8 Monaten anhand seiner individuellen Farbmarkierung nachgewiesen werden.
- 09.08.1990, diesjährig, Lostau, Krs.Burg, 52°13’N 11°44’E, A.Kabus;
- 24.07.1999, kontrolliert durch Beringer,♀, nach 3.271 Tagen 2 km S vom BO.
Dies ist mit gut 9 Jahren der bisher älteste bekannt gewordene Hiddensee-Teichrohrsänger. Angesichts des vergleichsweise sehr umfangreichen Datenbestandes (s.Anhang A), läßt sich ein solches Alter in unserem Raum schon als extrem selten für die Art einstufen. Insgesamt wurden im Hiddensee-Bereich bisher nur 33 Individuen registriert, die älter als 7 Jahre wurden. STAAV (1998) führt einen britischen Teichrohrsänger an, der 12 Jahre und 10 Monate alt wurde.
- 01.05.1993, ad. ♀ , Brutvogel, Niedergurig, Krs. Bautzen, 51°14’N 14°29’E, H.Zähr;
- 10.04.1998, kontrolliert am BO, Brutvogel, nach 1.805 Tagen,
- 17.06.1999, kontrolliert am BO, Brutvogel, nach 2.238 Tagen.
Dieses Waldbaumläufer-Weibchen war beim letzten Wiederfang 1999 mindestens 7 Jahre alt und ist damit der bisher älteste Hiddensee-Ringvogel der Art. Sofern der Vogel noch lebt, sind die Chancen auf einen erneuten Wiederfang sehr gut, denn der Beringer H. ZÄHR bearbeitet von Beginn (1997) an eine Untersuchungsfläche innerhalb des bundesweiten „Integrierten Monitoring Singvogelpopulationen“. Ein britischer Waldbaumläufer mit dem Ring London 3B6601 erreichte ein Alter von 8 Jahren und einem Monat.
Für diesen Vogel, der im Jahr 1984 als Nestling von Helmut Seeger in Groß Lüben, Krs. Perleberg, beringt worden war, liegen aktuell 28 Rückmeldungen vor. Die erste, aus dem Jahr 2000, weist den später mehrfach als Weibchen bestimmten Vogel als Brutvogel auf der Kirche in Tylsen, Altmarkkreis Salzwedel, aus. Die bislang letzte Rückmeldung datiert vom 26. April 2011, als das Storchenweibchen kurz vor seinem 27. Geburtstag beim Ausbessern des Nestes wiederum auf der Tylsener Kirche identifiziert werden konnte. Mit Ausnahme der Jahre 2008 und 2009, in denen sie nicht hier festgestellt werden konnte, hielt die Störchin über ein ganzes Jahrzehnt an dem offenbar lukrativen Brutplatz in Tylsen fest. Wo sie das erste Jahrzehnt ihres Brutreifealters verbrachte, ist leider unbekannt.
Ob die Brutsaison 2011 für die Störchin erfolgreich verlief, ist noch nicht bekannt, sie ist jedenfalls der derzeit älteste nachgewiesenermaßen lebende Brutstorch in Ostdeutschland. Den diesbezüglichen Rekord hält damit zwar weiterhin die Storchendame Hiddensee K…..8102, die im Alter von 29 Jahren drei Jungvögel zum Ausfliegen brachte (Hermann et. al 2008). Doch ganz außergewöhnlich ist die Vita von B…..0924 nicht. Die organisierte Beringung und Ablesung von Ringstörchen im Rahmen des Programms „Integriertes Monitoring Weißstorch“ in den ostdeutschen Bundesländern erbrachte allein in den Jahren 2010 und 2011 Nachweise von 23 reproduzierenden Weißstörchen im Alter von mindestens 20 Jahren.